Kanutour Mecklenburger Seen
Sommer 1995

Urlaub mit Achim, Angelika, Nina, Ines und Paula (in der zweiten Hälfte stößt noch Alexander aus Köln zu uns, Angelika und Nina bleiben dafür in Berlin), sowie Patrick, einem Klassenkamerad von Sascha, in den Sommerferien.

Beladen der Boote am Campingplatz in Mirow
Beladen der Boote am Campingplatz in Mirow

Donnerstag

Auf dem Weg nach Mecklenburg-Vorpommern ist natürlich noch ein Fototermin am "Wrapped Reichstag" angesagt. Sascha und Patrick wollen sich auch noch Christo’s Stoffproben bei den "Monitoren" am Reichstag besorgen. Das alles kostet natürlich Zeit, derweil unsere Freunde schon am Bootshaus auf uns warten.

Wir laden in Tegelort den Clipper und die KonTiki auf und starten über die Autobahn und der B96 über Oranienburg in Richtung Mirow. Gegen 16 Uhr sind wir endlich auf dem Campingplatz C40 (GPS N53°17.326' E012°47.750') in Mirow am Westufer des Mirower Sees angelangt. Hier beladen wir unsere Boote und parken die Autos vor dem Platz. Wir paddeln in Richtung Norden über den Granzower Möschen, den Kotzower See und Die Mössel, durch herrliche Kanäle und kleine Seen, alles reichlich mit Seerosen bewachsen bis zum Leppinsee, wo wir schließlich im Nordwesten des Sees einen Rastplatz finden. Sascha, Patrick, Ines und Nina beschließen in einem Zelt zu schlafen, die Enge treibt sie aber wieder auseinander. Am Abend fallen die Mücken über uns her und wir müde in unsere Schlafsäcke.

Lager am Leppinsee
Lager am Leppinsee

Freitag

Beim Frühstück knallt Sascha mit dem Kopf gegen die Benzinlampe, die auf dem Boden landet. Das überlebt der letzte Glühstrumpf nicht, der Erste ist schon auf der Anfahrt in der Lampe zerbröselt. Da werden wir wohl mit den Hühnern ins Zelt gehen müssen. Naja, für den Notfall habe ich ja noch ein paar Kerzen dabei.

Das Wetter ist toll, erste Sonnenbrände sind angesagt. Die Jugendlichen baden viel und spielen mit den Booten auf dem See. Patricks erster Versuch den Clipper zu fahren endet nach ca. 5 Sekunden im See. Einsteigen und ins Wasser fallen sind fast schon eins. Seitdem hat er ordentlichen Respekt vor der wackeligen Kiste. Arian muss sich an soviel Wasser erst langsam gewöhnen. Paula ist den ganzen Tag damit beschäftigt Wurzeln auszugraben und Enten zu verbellen.

Abends suchen unsere Kids Holz fürs Lagerfeuer. Mein Beil ist Saschas Kräften nicht gewachsen, er verspricht ein Neues zu kaufen. Am Lagerfeuer backen wir Stockbrote, danach verschwinden die Jugendlichen im Zelt, der heutige Tag war anstrengend für sie. Um kurz nach 23 Uhr stoßen wir auf das Geburtstagskind an. Bald danach verschwinden auch wir in den Zelten.

Einer für Alle, Alle für Einen ... Patrick, Ines & Sascha
Einer für Alle, Alle für Einen ... Patrick, Ines & Sascha paddelt

Samstag

Die Gruftis wollen heute zum Frühstück frische Brötchen haben, also müssen mal wieder die Kids vom Campingplatz gegenüber Frühstücksbrötchen holen. Sascha, Ines und Patrick sind die Auserwählten. Patrick will nicht mit und versucht Ines zu überreden mit Sascha alleine zu fahren. Regina kann ihn schließlich doch umstimmen mitzupaddeln. Alles geht glatt und auch die Brötchen bleiben trocken.

Angelika und Achim im Dollbek
Angelika und Achim im Dollbek

Wir packen gleich nach dem Frühstück alles zusammen und paddeln über den Woterfitzsee und den Caarpsee weiter in Richtung Müritz. Bei schönem Wetter und Windstärke sechs sind die Wellen auf dem Woterfitzsee recht hoch. Im Bolter Kanal dürfen wir die Boote mit Gepäck auf Bootswagen etwa 100 Meter - und nicht 200 Meter wie im Wasserwanderatlas beschrieben - über eine Straße am Wehr vorbei fahren. Die Bootswagen sind so groß und schwer, dass alle mit anpacken müssen. Im Bolter Kanal finden wir ca. 400 Meter vor der Einmündung in die Müritz einen Rastplatz. Es ist nicht der Schönste, aber es geht. Unsere Kids sind überhaupt nicht von seiner Lage begeistert. Viel zu ruhig gelegen. Später stelle ich fest, dass etwa 500 Meter nördlich der Einmündung des Bolter Kanals in die Müritz unmittelbar vor einem Campingplatz (C15) an der Müritz ein schöner Standplatz mit Sandstrand liegt. Das Wasser der Müritz ist sehr klar und der Strand spitze.

Lager am Bolter Kanal
Lager am Bolter Kanal

Sonntag

Morgens machen sich Ines und Arian auf den Weg zum Campingplatz um frische Brötchen zu holen. Auf dem Rückweg überrascht sie ein Regenschauer, die Brötchen bleiben gottlob trocken, nur Arians Gummistiefel können wir ausgießen. Das Frühstück findet folglich unter dem Moonshadow statt. Wir bleiben heute trotzdem noch am Kanal stehen und baden am Strand des Campingplatzes in der Müritz. Unsere Kids machen den ganzen Tag über einen gelangweilten Eindruck.

Rolf, Regina und Arian Kästner im Dollbek
Rolf, Regina und Arian Kästner im Dollbek

Montag

Wir beschließen, die Fahrt über die Müritz zu wagen. Es geht auch ganz gut, wir haben wenig Wind und der Himmel ist bedeckt. Unser Kurs führt uns immer am Ufer entlang nach Süden bis zum Seglerheim von Rechlin an der Kleinen Müritz. Hier können wir - gegen eine Gebühr von 30,-DM - auf der Wiese unsere Zelte aufschlagen.

Seglerheim Rechlin an der Kleinen Müritz
Seglerheim Rechlin an der Kleinen Müritz

In Rechlin besorgen wir Lebensmittel und machen anschließend Essen. Patrick, Sascha, Arian und Rolf spielen auf der Wiese Fußball, wobei Arians kleiner Ball auf nimmer wieder sehen im Schilf verschwindet. Achim will danach noch mit den Kids Billard spielen gehen, aber das Lokal hat heute für die Öffentlichkeit geschlossen. Regina geht noch mit Achim und Angelika ins Seglerheim, die Kids spielen derweil im Zelt Karten.

Seglerheim Rechlin an der Kleinen Müritz
Seglerheim Rechlin an der Kleinen Müritz

Dienstag

Wir beschließen heute im Seglerheim zu bleiben, das Wetter ist durchwachsen. In Rechlin kaufen wir im Supermarkt ein. Arian bekommt einen neuen Ball und nach langem Bitten und Betteln eine Wasserpistole. Die Wasserpistole zertrümmert er in einem Wutanfall aber schon am Nachmittag. Um 17 Uhr beschließt meine Frau zum Arzt zu gehen. Ihr Arm schmerzt schon seit Tagen vom Paddeln. Die Ärztin stellt ihr die rechte Hand mittels Verband ruhig.

Patrick, Sascha, Nina, Angelika, Achim, Regina unter dem Moonshadow
Patrick, Sascha, Nina, Angelika, Achim, Regina unter dem Moonshadow

Gegen Abend entwickelt sich ein Fußballspiel, bei dem Arian alle Abschläge ausführt. Er ist jetzt auch nicht mehr so anstrengend wie noch in den ersten Tagen. Nina und Ines, sowie viele Jugendliche von anderen Schiffen, spielen mit. Es entwickelt sich eine Mordsgaudi. Unsere wasserdichten Tonnen markieren die Tore. Kommen neue Mitspieler hinzu, vergrößern wir einfach das Spielfeld. Arian ist schon zur Halbzeit todmüde in seinen Schlafsack gefallen. Eine Unwetterfront beendet schlagartig um 21 Uhr das Spiel, es gießt plötzlich wie aus Kübeln. Wir retten uns alle ins Seglerheim, wo wir das nächste Ziel besprechen und den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Die Kids spielen derweil noch im Zelt Karten.

Fussballspiel im Seglerheim Rechlin an der Kleinen Müritz
Fussballspiel im Seglerheim Rechlin an der Kleinen Müritz

Mittwoch

Nach dem Frühstück geht es weiter, die Kleine Müritz ist ruhig, der Himmel bleiern. Wir steuern den Mirower Kanal an und paddeln bis kurz vor Mirow. Hier steigt Sascha aus und läuft zum Auto. An der Schleuse wollen wir uns schließlich wieder treffen. Die Schleuse verfügt zum Glück über eine Slipanlage, somit sind wir nach ein paar Minuten drüben.

Rolf geht mit Regina, Arian und Angelika zum Lidl-Markt einkaufen. Auf dem Hinweg treffen wir auf Sascha. Achim holt derweil Nachschub aus dem Geldautomaten. Danach stehen uns noch sechs Stunden Paddeln bevor, bis wir endlich am Südzipfel des Mössensees, ca. 1 Km vor Fleeth eine geeignete Stelle finden. Hier werden wir wieder von Mücken und kleinen Stechfliegen geplagt.

Donnerstag

Wir bleiben heute auf der Wiese stehen, kaufen etwas am Kiosk in Fleeth ein und verbummeln ansonsten den Tag. Achim und Angelika laufen nach dem Frühstück nach Mirow, wo sie ihr Auto abholen und es in Fleeth parken. Danach spielen Achim, Nina und Ines auf der Wiese Volleyball.

Freitag

Wir beladen nach dem Frühstück bei herrlichem Wetter unsere Boote und paddeln zur Fleether Mühle. Hier helfen wir Achim beim Beladen seines Autos und umtragen die Mühle.

Nachdem wir uns von unseren Freunden verabschiedet haben, setzen wir unsere Fahrt durch den Oberbek zum Rätzsee fort. Hier kennt Rolf noch von früheren Touren her eine schöne Stelle, die wir auch auf Anhieb im oberen Seedrittel am Nordufer finden. Sascha und Patrick sind erst nicht so begeistert, da schon andere Zelte stehen, aber es ist viel Platz da und Arian hat einen kleinen Sandstrand. Hier erfolgt der Durchbruch bei ihm, er ist jetzt fast pausenlos im Wasser. Allerdings hat es auch einen merklichen Temperaturanstieg gegeben, da muss man einfach mal öfters ins Wasser gehen. Die Wassertemperatur steigt ebenfalls merklich an. Wir lernen auch viele Leute kennen, jeden Tag kommen und gehen neue. Vor allen Dingen aber ist dieser Platz fast frei von Mücken, dafür gibt es mehr Bremsen.

Samstag

Nach dem Frühstück paddeln Sascha und Rolf zum nächsten Campingplatz am Nordufer des Rätzsees nahe dem Drosedower Bach. Der Platzwart ist weg und der Kiosk zu. Pech gehabt, also wieder zurück. Nachmittags versuchen es Sascha und Patrick noch einmal. Trotz seines Kentern mit dem Clipper gibt Patrick nicht so schnell auf. Sie haben diesmal mehr Glück und erwerben eine Option auf ein paar Schrippen für den nächsten Morgen.

Die Nachricht des Tages kommt aus Rolfs Weltempfänger: Steffi Graf gewinnt das Finale von Wimbledon über A. Sanchez.

Nachmittags brechen wir zu Fuss zum nächsten Campingplatz auf. Es wird eine schier endlose Lauferei durch den Wald, da es keinerlei Hinweisschilder auf Campingplätze gibt, lediglich ominöse Stoff- und Klopapierbinden sind als Anhaltspunkte um Bäume gewickelt. Schließlich fragen wir uns bei Autofahrern im Wald durch. Der kleine Kiosk auf dem Campingplatz hat Preise wie eine Apotheke. Sechs 0,5 l Warsteiner und vier 1,5 l Flaschen Fanta kosten sage und schreibe 25,- DM. Völlig geschafft erreichen wir nach 2 Stunden wieder unseren Rastplatz.

Am Rätzsee
Am Rätzsee

Sonntag

Wer morgens satt werden will muss früh hoch. Sascha nimmt um Acht Uhr morgens noch Bestellungen für insgesamt 44 Schrippen an unserem Rastplatz auf. Denn wie sagte doch der Platzwart so schön: Um Acht gibt's sicher Schrippen, um Neun vielleicht, aber um Zehn nie! Dann paddeln er und Patrick mit dem Clipper los. Um Neun sitzen alle Leute mit dem Teller in der Hand vor ihrem Kaffee und schauen erwartungsvoll aufs Wasser. Die Schrippen, die die Beiden bringen, sind von solider Qualität.

Drei Frauen sind so nett und nehmen Regina und Rolf gegen 17 Uhr in ihrem Auto mit nach Mirow. Dort fülle ich auch gleich mein Portemonnaie aus dem Geldautomaten auf. Auf dem Rückweg kehre ich mit Regina auf ein Bier und ein Eis in einer Gaststätte - mit Fernseher - in Peetsch ein. So werden wir Zeuge, wie Boris Becker gerade im vierten Satz das Finale von Wimbledon an Pete Sampras verliert. Zurück am Rastplatz bricht Arian beim Anblick unseres VW Busses in lauten Jubel aus. Kaum hat Rolf den Bully neben dem Zelt abgestellt, sitzen Arian, Sascha und Patrick mit zufriedenen Gesichtern auf der Rückbank. Wohlstandskinder!

Montag

Frühmorgens fahren Rolf, Patrick und Sascha mit dem Bus nach Mirow, um im Penny-Markt einzukaufen, da unsere Vorräte doch schon ziemlich aufgebraucht sind. Rolfs Portemonnaie ergeht es nicht viel anders, es ist auch schon wieder ziemlich aufgebraucht und will wieder Nachschub aus dem Automaten. Allerdings holt er auch immer nur kleinere Beträge, um eventuellen Schaden durch Diebstahl aus dem Zelt in Grenzen zu halten. Nach der Rückkehr wird erst einmal kräftig gefrühstückt. Den ganzen Tag über ist Baden und Faulenzen angesagt.

Nachmittags fahren wir Eisessen. Dabei gerate ich mit dem Auto auf einen Baumstumpf und beule den linken Schweller ein. Regina ist froh, dass ihr das nicht passiert ist. Vielleicht fährt sie deshalb nie Auto. In der Nacht zieht ein Gewitter herauf, ich kontrolliere um 1:30 Uhr noch alle Abspannleinen an den Zelten, bevor wir uns in die Schlafsäcke verziehen. Die Regenmenge hält sich aber in Grenzen.

Sascha und Regina am Rätzsee
Sascha und Regina am Rätzsee

Dienstag

Gegen 13 Uhr brechen Patrick und Sascha mit dem Clipper nach Seewalde auf. Auf dem Campingplatz will Rolf den VW-Bus abstellen, da wir uns dort mit Achim, Ines und Alexander - frisch aus Köln eingeflogen - treffen wollen. Um 14 Uhr fährt Rolf mit Arian über Wesenberg nach Seewalde und trifft dort die beiden Jungs wieder. Nach der Rückkehr verbringen wir den Rest des Tages mit Baden und einer Einkaufstour nach Mirow.

Mittwoch

Nach dem Frühstück packen wir vormittags unsere Sachen zusammen und ziehen nach Seewalde auf den Campingplatz C 27 um. Duschen und Sanitäre Anlagen auf dem Platz sind sehr gut. Jedoch die Bademöglichkeiten für Kleinkinder sind hier leider katastrophal. In der Nacht übertönt mein Schnarchen sogar den Lärm einer Jugendgruppe, die sich nachts um halb 2 Uhr übers Schnarchen beschwert, aber für den eigenen Lärm taub ist.

Donnerstag

Nach dem Frühstück fahren Rolf, Patrick und Sascha nach Wesenberg einkaufen. Hier bekommt Sascha auch seine Tischtennisbälle, damit sie die Platten nutzen können. Tischtennisschläger kann man ausleihen, Bälle jedoch nicht. Auf dem Platz zurück spielen Sascha und Patrick in der prallen Mittagshitze Tischtennis. Regina, Arian und Rolf ruhen sich lieber unter dem Moonshadow aus.

Um 17 Uhr treffen Achim, Ines und Alexander ein. Achim hat sich von seinem Nachbarn ein Klepper Faltboot geliehen. Sascha ist enttäuscht, dass Achim nicht seinen Dagger Vesper mitgebracht hat. Patrick ist dagegen froh, dass Achim ihn nicht mitgebracht hat. Außerdem hat Achim noch Kleidung für Rolf und Kaffee mitgebracht. Nach dem Ausladen fahren Achim und Rolf mit den Autos nach Rheinsberg, wo sie den VW-Bus abstellen und mit dem Opel zurück kommen.

Abends fahren Regina, Achim und Rolf noch nach Wustrow etwas trinken. Hier beschließen wir, bis Rheinsberg zu paddeln und die Tour am letzten Tag mit der Befahrung des Rheinsberger Rhin zu beenden.

Freitag

Heute führt uns die Kanutour bei großer Hitze vom Gobenowsee durch den Dollbeck und den Labussee zur Schleuse Canow. Hier bekommt Achim von einem Kanuten während des Schleusens einen Becher Bier spendiert. Danach erfrischen wir uns am Kiosk mit ein paar Getränken. Die Kids bekommen eine Runde Eis spendiert. Im Canowsee lassen wir uns treiben und legen auf dem See eine kleine Badepause ein. Die Wassertemperaturen der Seen sind inzwischen schon so hoch, dass sie keine richtige Erfrischung mehr bieten. Zirka 500 Meter vor Klein Zerlang finden wir schließlich auch einen guten Lagerplatz. Abends gesellt sich noch ein Berliner Pärchen zu uns, die wir schon am Rätzsee trafen.

Warten vor der Schleuse
Warten vor der Schleuse

Samstag

Morgens um 8 ist die Welt noch in Ordnung und so machen Rolf und Arian mit Paula einen Spaziergang in den Ort um frische Brötchen zu holen. Vor dem Bäcker ist die Welt aber gar nicht mehr in Ordnung, denn da wartet schon eine Riesenschlange. Der Kampf mit ihr geht an unsere Substanz, aber nach 1 Stunde zähen Ringens haben wir doch noch Brötchen, Weißbrot und sogar den Berliner Tagesspiegel erbeutet. Die Brötchen sind noch ofenwarm und schmecken lecker. Wieder am Rastplatz angekommen, gibt es statt heißem Kaffee zwei kalte defekte Benzinkocher. So setze ich mich erst mal hin und repariere sie mit meinem MultiTool. Aus Zwei mach Eins, so können wir endlich Kaffee brühen.

Den übrigen Tag verbringen wir mit Baden und Nichtstun unter dem Sonnensegel. Nachmittags gehen Regina, Arian, Sascha, Rolf, Achim und Alexander noch in den Ort etwas essen und trinken. Ines hütet derweil den Platz.

Sonntag

Der Himmel hält sich am Vormittag etwas bedeckt, trotzdem ist es zum Paddeln angenehm. Heute geht es weiter auf unserer Tour in Richtung Rheinsberg durch den Hüttenkanal und die Schleuse Wolfsbruch. An der Schleuse werden unsere Wasserkanister gefüllt. Als die ersten Regentropfen fallen, suchen wir schnell mit den Booten Zuflucht unter einem Baum. Dann öffnet auch der Himmel seine Schleuse. Ich sitzt eh’ in der Badehose im Regen, da der Baum für alle Boote zu klein ist, also paddle ich weiter. Nach 100 Metern stoße ich auf ein leeres Bootshaus, hier hat schon eine andere Familie Zuflucht gefunden. Aber mit meinem Clipper finden wir noch Platz. Etwa zehn Minuten später kommen Sascha, Ines und Patrick an, kurz darauf völlig durchnässt auch Achim und Alexander. Jetzt werden die nassen Klamotten erst einmal gegen trockene getauscht. Nach rund 20 Minuten ist der ganze Spuk wieder vorbei und die Sonne scheint.

In Zechliner Hütte am Schlabornsee legen wir eine kleine Pause ein, trinken etwas und essen Eis. Im Süden des Rheinsberger Sees finden wir schließlich noch rechtzeitig vor aufziehenden schwarzen Wolken einen Platz für Wasserwanderer, der aber leider gebührenpflichtig ist. Wir können gerade noch die Zelte aufstellen, bevor ein Unwetter losbricht und es wie aus Eimern schüttet. Schon im ersten Regen räumen wir noch schnell die letzten Sachen in die Zelte und drehen die Boote um. Es ist 17 Uhr und wir ziehen uns in die Zelte zurück.

Montag

Nach dem Frühstück machen Regina, Achim, Rolf, Arian und Alexander mit Paula einen Spaziergang zum nächsten Campingplatz und weiter nach Warenthin. Nach dem Mittagessen brechen wir bei schönem Wetter zu Fuß nach Rheinsberg auf, nur Regina und Arian bleiben zurück. Wir holen Achims Auto aus Seewalde ab und parken ihn in Zippelsförde, nachdem wir den Rheinsberger Rhin inspiziert haben. Der VW-Bus bleibt am Schloss Rheinsberg stehen. Gegen 18 Uhr sind wir wieder auf unserem Rastplatz.

Frühstück im Schlosspark Rheinsberg
Frühstück im Schlosspark Rheinsberg

Dienstag

Wir stehen heute schon um 6:50 Uhr auf und packen - ohne vorher noch zu frühstücken - alle Klamotten ein. Um 9 Uhr kommt ja der Platzwart vom benachbarten Campingplatz und kassiert Standgebühren. Eine Stunde später sind wir mit allem fertig und ich nehme noch ein morgendliches Bad im See. Wir paddeln bis nach Rheinsberg und legen neben dem Schloss, unmittelbar am Rhin-Wehr an. Dort packen die Gruftis alle Sachen, die wir nicht für die Rhintour benötigen, in den VW-Bus, derweil die Kids Frühstück holen. Dann wird auf dem Rasen des Schlossparks erst einmal richtig gefrühstückt.

Nun tragen wir die Boote über die Straße und setzen hinter dem Wehr ein. Die Strömung unmittelbar hinter dem Wehr ist sehr stark. Sascha, Patrick und Alexander starten mit der KonTiki als erste. Danach kommen Achim und Ines dran. Beim Einsteigen gerät der Bug des Klepper hinter einen Pfeiler, durch den Strömungsdruck auf die Ruderanlage kriege ich den Kahn nicht frei, dann dreht sich das Faltboot und Achim und Ines baden im Rhin. Achim trägt es wie ein Mann und Ines ohne hysterischen Anfall oder Geschrei. Das war Spitze, so oder so. Zum Glück sind ja ein paar trockene Sachen im Bully. Danach geht es dann aber richtig los. Nach zwei Stunden legen wir eine kleine Pause ein und stärken uns mit trockenen Schrippen und einem Schluck Wasser. Wir paddeln in Begleitung zweier Kajakfahrer bis Zippelsförde (liegt kurz vor der Einmündung in den großen Rhin), von wo aus wir den VW Bus aus Rheinsberg holen und nach dem Beladen im Jägerhof  essen gehen.

Ines, Patrick und Sascha auf dem Rheinsberger Rhin
Ines, Patrick und Sascha auf dem Rheinsberger Rhin

Das erste Mal bin ich den Rheinsberger Rhin (vom Wehr nahe Schloss Rheinsberg bis Zippelsförde an der Strasse Alt-Ruppin nach Dierberg) 1990, gleich nach der Grenzöffnung, gepaddelt. Waren das noch Zeiten! Wir hatten den Fluss - es war ein Sonntag im Frühsommer - damals ganz für uns allein.


Auf dem Rheinsberger Rhin

Von Rheinsberg bis Zippelsförde ist man bei ruhiger Fahrweise - ohne Pausen - etwa 5 bis 6 Stunden unterwegs. Zippelsförde habe ich bisher noch auf keiner Karte verzeichnet gefunden! Der Rheinsberger Rhin bietet sich für Tagestouren an und ist von Berlin aus in etwa 1,5 Stunden bequem mit dem Auto zu erreichen. Wir haben an einem Samstag im Juni 1998 zum dritten Mal den Rhin befahren und mussten leider feststellen, dass mittlerweile ein regelrechter Massentourismus auf dem Flüsschen herrscht. Wer also schon im Kaufhaus beim Schlussverkauf unter Platzangst leidet und Schweißausbrüche kriegt, sollte sich lieber einen anderen Fluss suchen. Unter der Woche ist es sicherlich ruhiger, aber da hat ja auch nicht jeder Zeit. Für Anfänger ohne eigenes Boot ist der Fluss insofern interessant, da es hier jede Menge Leihboote gibt, allerdings zu happigen Preisen (ca. 80 DM pro Tag!).

Endstation in Zippelsförde
Endstation in Zippelsförde

Dagegen sind die Preise im Jägerhof (GPS N52°59.743' E012°53.812') in Zippelsförde für die gebotene Qualität absolut angemessen und hier kann man die Tour mit einem erstklassigen Essen niveauvoll abschließen. Ja, schon beinahe ein Muss!

Restaurant & Pension Jägerhof, Rheinshagener Weg 16, 16827 Neuruppin-Zippelsförde, Tel.: 033931-2264 http://www.jaegerhof-zippelsfoerde.de


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