Kanutour auf der Tollense 1998

Vatertagstour

Wir laden die Boote auf – den Clipper nimmt Harri, da die KonTiki für seine Dachträger zu breit ist – und starten gegen 13.30 Uhr in Richtung Altentreptow. Dort habe ich 1993 schon einmal eine Tour mit Arian und Sascha begonnen und bin damals bis hinter Demmin an der Peene gepaddelt.

Über Oranienburg und die B 96 kommen wir gut voran, es herrscht wenig Verkehr. In Neubrandenburg machen wir eine kleine Pause, die Kinder tanken Eis und Cola, unsere Wagen brauchen auch einen Schluck von der Tankstelle und weiter geht’s nach Altentreptow. Hier erreichen wir unsere Einsetzstelle um 17.30 Uhr. An der Brücke der B96 über die Tollense wird zur Zeit gebaut und so müssen wir uns erst mal die Zufahrt frei machen. Nach dem Ausladen bringen wir den Omega nach Jarmen und kehren mit dem VW-Bus zurück. Den stelle ich im Ort, etwa 200 Meter Fußweg entfernt, ab. Bevor wir starten mache ich noch schnell ein paar Bilder, dann geht's endlich los.

heiß aufs Paddeln ...
Wir sind ganz heiß aufs Paddeln ... 
Harri, Ellen, Regina, Arian und Torsten

Das Wetter hat sich heute wacker geschlagen, es schien fast durchgängig die Sonne. In der tiefstehenden Sonne trägt uns die Tollense aus Altentreptow fort, jetzt ist endlich mal Zeit um tief durchzuatmen. Diese ersten Momente nach der stressigen Anfahrt genieße ich immer besonders. Wie ich und Torsten auf der Suche nach einem Lagerplatz die Boote verlassen und am Ufer entlang laufen, treibt Regina mit Arian im Clipper völlig steuerlos in einer kleinen Schnelle auf Steine auf und gerät prompt in Panik. Leider kann ich ihre "Hilfeschreie" nicht hören und so rettet Harri unsere Mutter mit Kind.

An den Ufern der Tollense ist es nicht mehr so einsam wie noch vor fünf Jahren und so suchen wir doch eine ganze Weile, bis wir endlich einen schönen Lagerplatz finden. Hier wurden erst im Mai ´98 – so steht’s auf einem Schild an Mollenhauer's Hütte eingebrannt – eine Schutzhütte mit Tisch und Bänken, ein Steg für Paddler sowie eine Feuerstelle errichtet. Der WasserWanderRastplatz WWR (N53°43'44.3" E013°17'08.1") gefällt uns allen auf Anhieb und so errichten wir auf der Wiese nebenan unser Lager. Eile ist geboten, da es schon langsam dunkel wird und gegessen hat ja auch noch keiner was. Torsten packt zuallererst mal seine Angel aus und füttert die Fische.

Mollenhauers Schutzhütte und WWR an der Tollense bei Mühlenhagen
Mollenhauers Schutzhütte und WWR an der Tollense bei Mühlenhagen

Jetzt, wo die Sonne untergegangen ist, wird es sofort lausig kalt. So heizen wir uns nach dem Abendbrot mit heißem Tee ein. Ellen und Harri haben sogar ein paar Dosen Bier mit auf die Tour genommen. Torsten und Arian haben sich derweil aus dem nahen Wald Brennholz geholt und ein Lagerfeuer angezündet. Bis Mitternacht ist Dampfplaudern angesagt, danach haben wir alle die nötige Bettschwere und kriechen in unsere Schlafsäcke.

Mollenhauers Schutzhütte und WWR an der Tollense bei Mühlenhagen
Mollenhauers Schutzhütte und WWR an der Tollense bei Mühlenhagen

Am nächsten Morgen überzieht eine feine Eisschicht unser Zelt. Ellen hat ein besonderes Gen für Kälteempfindung. Bei ihr herrscht heute früh Schlotterfaktor 7 auf der nach oben hin offenen Fröstel-Skala. Beim heißen Kaffee kehren dann aber so langsam ihre Lebensgeister zurück. Nach dem Frühstück paddeln wir weiter in Richtung Klempenow. Hier müssen wir kurz vor dem Ort Schutz unter einer Brücke vor dem einsetzenden Regen suchen. Unser Timing ist aber auch perfekt! Ohne eine Brücke über dem Kopf wäre jetzt "kalt duschen" angesagt. Nach 15 Minuten, drei Bechern Tee und 5 Keksen ziehen Wolke und wir weiter. In Klempenow müssen wir das Wehr neben der Burg umtragen, was aufgrund der örtlichen Gegebenheiten doch recht mühsam ist, da es lediglich einen holprigen Trampelpfad gibt, auf dem unser Bootswagen nicht zu gebrauchen ist. So legen wir noch im Ort gleich hinter der Straßenbrücke eine kleine Verschnauf-Pause ein. Hier wurde ebenfalls ein kleiner Rastplatz mit Steg, Tisch und Bänken neu angelegt. Regina holt für uns aus der nächsten Gastwirtschaft vier Bier – heute ist Vatertag – und für Torsten und Arian Eis. Inzwischen lacht auch wieder die Sonne über unser Picknick.

Vatertag in Klempenow
Vatertag in Klempenow

In Sichtweite des nächsten Wehres schlagen wir das nächste Lager auf. Noch weiter zu paddeln ist riskant, da bedrohlich dunkle Wolken herauf ziehen. Es war den Tag über bei bedecktem Himmel zwar meist trocken, aber am Abend beginnt es dann doch wieder kräftig zu regnen. Der Wind hat derart zugelegt, dass uns das Moonshadow keinen Schutz bieten kann, da die Heringe nicht halten. So müssen wir mit dem Abendbrot warten, bis der Regen vorüber ist, dann können wir uns ins Freie setzen und in Ruhe essen. Sogar ein paar Bier haben wir gestern Abend noch übrig gelassen.

Regenbogen vor dem nächsten Unwetter
Regenbogen vor dem nächsten Unwetter

Torsten hat sofort seine Angel ausgeworfen, aber zum Abendbrot müssen wir doch wieder auf unsere Vorräte in den Kisten zurück greifen. Für ein kleines Lagerfeuer schaffen die Kids Holz heran, dann ist es auch schon kurz vor Mitternacht, wie wir alle im Zelt verschwinden.

Am nächsten Morgen sieht alles schon wieder viel freundlicher aus: Die Sonne scheint und der Wind schläft noch. Das nutze ich nach dem Frühstück bei einem kleinen Bad im Fluss aus. Ich habe die Tollense als Badewanne für mich allein, den Anderen ist das Wasser zu kalt. Die Kinder haben gestern Abend noch Holz unter die Kon Tiki gelegt, so brennt auch bald das Lagerfeuer. Torstens Hose und meine Turnschuhe werden bei dieser Gelegenheit am Lagerfeuer getrocknet. Mit meinem linken Schuh bin ich gestern beim Aussteigen vom Ufer abgerutscht und ins Wasser getreten, der Rechte ist später in der Matschepampe versunken, als ich Regina wieder ins Boot half.

Vier Mann in einem Boot
Vier Mann in einem Boot

Die heutige Paddelstrecke ist nicht allzu lang, wir schauen uns schon beizeiten nach einem Standplatz um, werden auf Anhieb aber nicht fündig, da schöne Plätze am Ufer schon besetzt sind. Nach dem Anlanden entschließen wir uns dann doch noch 200 Meter weiter in den Windschutz vom Wald zu ziehen und transportieren die Sachen zu Fuß über die Wiese. Der Lagerplatz liegt dicht neben einem Waldstreifen, dahinter ist eine Pferdekoppel. Auf der Wiese ist eine freie Fläche für das Lagerfeuer, daneben stellen wir in sicherem Abstand die beiden Zelte auf. Es wird schon langsam dunkel, wie Torsten seine Angelsachen auspackt und den Fischen nachstellt. Die sind allerdings heute schon früh zu Bett gegangen.

frische Räucherware
Unser Wäschetrockner

Am Morgen ist es spürbar wärmer – es ist ja auch unser letzter Tag – Ellen behält aber sicherheitshalber noch die dicken Sachen an. Der Wind ist auch nicht mehr so stark, sofort steigt die Temperatur spürbar an. Kaum haben wir gefrühstückt, kommt auch schon der Bauer mit dem Trecker und will die Wiese mähen. Dass wir hier stehen, stört ihn aber nicht sonderlich, er mäht einfach um unsere Zelte herum. So können wir noch in Ruhe alle Sachen zusammen packen, bevor wir in Richtung Demmin starten.

Auf diesem letzten Abschnitt werden wir von der Sonne für die letzten Tage entschädigt, es ist angenehm warm. An der Eisenbahnbrücke kurz vor Demmin setzen wir aus und ein Angler ist so freundlich und fährt uns zum Bahnhof. Leider fährt um diese Zeit weder Bahn noch Bus und so nehmen wir für 40 DM ein Taxi nach Jarmen.

Nachdem wir die Autos geholt und alles aufgeladen haben, kehren wir noch im nahen Restaurant "Waldkater" ein (sehr empfehlenswert, liegt leider etwas versteckt nahe der Tollense in der Nähe der Eisenbahnbrücke) und geben der Paddeltour ein würdiges Ende.


Kartenmaterial: Deutschland Maßstab 1:200.000 Detailkarte Mecklenburg-Vorpommern, Rügen

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